Im Flur kann man noch die schmalen Zellentüren sehen. Sie sind schmal und klein, in der Mitte der Türen befindet sich eine Luke, durch die das Essen gereicht wurde. Heute sind die Türen nur noch Deko und ein Zeitfenster in die Vergangenheit.
Nur noch die vom Putz befreiten dicken Backsteinwände und die Gitterfenster zum ehemaligen Gefängnishof, der heute von Glas ummantelt Platz zum Dinieren bietet, erinnern an die Zeit, als das große Gebäude in der Grabenallee als Gefängnis genutzt wurde. Von außen zeigt sich die ehemalige Funktion noch deutlicher. Hier hat sich bis auf den Glasbau, der beide Gebäudeteile verbindet, kaum etwas geändert. Roter Backstein, wehrhafte Mauern.
Vom Gefängnis für Revolutionäre zum Luxushotel
In Offenburg am Rande des Schwarzwalds gelegen, wurde zwischen 1840 und 1845 unter Großherzog Leopold von Baden eine Haftanstalt am alten Stadtgraben errichtet. Nach dem Scheitern der Badischen Revolution zwischen 1848 und 1849 saßen hier die Revolutionäre ein. Bis ins Jahr 2009 wurde das Gefängnis betrieben, doch schon lange gab es Proteste. Viel zu nah an der Innenstadt und in direkter Nachbarschaft zu einer Schule, war den Offenburgern die JVA lange ein Dorn im Auge. Als 2009 die letzten Insassen das Gefängnis verließen, stand das Gebäude für einige Jahre leer.
Was soll man mit einem Gebäude und einer so speziellen Vergangenheit anstellen? Die Idee, hier ein Luxus-Hotel einziehen zu lassen, stellte sich nach anfänglicher Skepsis als Glücksfall heraus. Mittlerweile übernachten hier Gäste in 38 Zimmern, und exklusiven Suiten. Der einst düsteren Bau ist heute eine Wohlfühloase.
Eingesperrt fühlt man sich heute im Liberty zum Glück nirgends. Die Zimmer, die sich über zwei bis drei ehemalige Zellen erstrecken, sind großzügig und mit freistehender Badewanne im Raum ausgestattet, aus der ich sogar dank Drehfunktion des Bildschirms fernsehen kann. Die Glasfronten im Lobby- und Restaurantbereich, und die freie Ebene, auf der sich die Lounge samt Bar befindet, versprühen Offenheit und sorgen für ein großzügiges Raumgefühl.
Erstklassig essen im Wasser & Brot, Liberty
Am Abend habe ich einen Tisch im Hotelrestaurant Wasser & Brot reserviert. Man kann hier Menüs bestellen oder einzelne Gerichte aus der Karte wählen. Ich habe mich für eine Vorspeise aus gepickelten Karotten mit Walnusscreme und schwarzer Nuss entschieden und als Hauptgang die Kürbisgnocchi mit Salbei, Harissa und Radcchio gewählt, der mit Honigwabe getoppt wurde. Ich kann wirklich nur eine Empfehlung aussprechen! Mir haben beide Gerichte ganz wunderbar geschmeckt. Vor allem die schwarze Nuss, eine aufwendig eingelegte grüne Walnuss, und der bittere Radicchio in Kombination mit der zukersüßen Honigwabe haben mich komplett überrascht.
Vom Luxus der Freiheit – Liberty Offenburg
In der Nacht werde ich einige Male wach. Ob es die Geister der Vergangenheit, kann ich nicht sagen. Am Morgen hole ich mir die die nötige Energie dann aber am Frühstücksbüffet, wo mir vegane Aufstriche, Müsli und Pancakes schmecken lasse, auf köstliche Weise zurück. Als es dann schon wieder an der Zeit ist, das Liberty zu verlassen, muss ich noch einmal an die Insassen denken, die hier nicht einfach herausspazieren konnten. Ich für meinen Teil wäre gerne noch eine Nacht länger geblieben. Ein wahrer Luxus.
Offenburg – historische Stadt in der Ortenau
Offenburg in der Ortenau, zwischen Baden-Baden und Freiburg ist nicht unbedingt ein Ort, den man sofort auf dem Schirm hat. Ich habe Offenburg als nettes kleines Städtchen erlebt, in dem es zahlreiche Cafés zum Verweilen gibt, eine großzügige Innenstadt, die zum Shoppen einlädt und viele Grünflächen zum Spazieren. Beim Flanieren entlang der alten Stadtmauer kann ich mich kaum an den blühenden Magnolien sattsehen und genieße die endlich warmen Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings.
Was man sonst noch so in Offenburg machen kann? Das verrate ich dir gerne.
Museum im Ritterhaus
Der Name verrät es schon: Einst waren in diesem Haus die Ortenauer Reichsritterschaft untergebracht. Nach der gescheiterten Badischen Revolution diente das Haus als Kaserne. Mittlerweile befindet sich hier ein Museum, in dem sich alles rund um Stadtgeschichte, aber auch Naturkunde oder Volkskunst dreht. Die Themenvielfalt zeigt sich in der Ausstellung, wo Jagdtrophäen in Form riesiger Elefanten- und Büffelköpfe neben Edelsteinen, Keramikurnen aus dem 1. Jh. n. Chr. und Folterinstrumenten aus der Zeit der Hexenverfolgung zu sehen sind. Für Familien lohnt sich auch ein Blick ins pädagogische Angebot des Museum, denn hier finden egelmäßig Kinderführungen statt.
Hier geht es zur Homepage mit allen Infos: Museum im Ritterhaus
Stadtführungen in Offenburg
Vom Museum werden von März bis Ende Oktober auch jeden Samstag kostenlose Stadtführungen angeboten; von Juni bis August zusätzlich am Mittwochabend. Die Themen reichen von kunstgeschichtlichen und historischen Führungen, über Einblicke in alte Gewölbekeller, Relikte jüdischer Religion und Wissenswertem zu einzelnen Stadtvierteln. Mehr Infos zu den Terminen, Themen und zur Anmeldung gibt es hier.
Leider gab es zum Zeitpunkt meines Besuches keine Führungen. Besonders hätte mich der Besuch der Offenburger Mikwe interessiert. Hier in Offenburg befindet sich eines der wenigen bekannten jüdischen Ritualbäder in Deutschland, das vor dem 18. Jahrhundert errichtet wurde. Sehen kann man die Mikwe nur im Rahmen einer Führung, die Termine sind ebenfalls hier zu finden.
Jüdischer Friedhof Offenburg
Der Jüdische Friedhof in Offenburg befindet sich auf einem abgetrennten Bereich des parkähnlich angelegten Waldbachfriedhofs. Der heute noch heute bestehende jüdische Friedhof ist nicht der älteste, schon im 17. Jahrhundert gab es einen jüdischen Friedhof auf dem Gebiet des heutigen Freiburger Platzes. Als ich den Friedhof durch das Tor betrete, bemerke ich, dass er anders ist als andere jüdische Friedhöfe. Die Grabsteine stehen in Reih und Glied, einige wurden restauriert, was bei jüdischen Begräbnisstätten eigentlich unüblich ist. Der älteste Grabstein stammt von 1871, 2010 wurde der jüdische Friedhof erweitert und so wird hier bis heute bestattet.
Freizeitbad Stegermatt mit Sauna
Nur wenige Gehminuten vom Gefängnishotel geht es durch den Park zum Freizeitbad Stegermatt. Als Hotelgast kann man hier drei Stunden kostenlos das Schwimmbad nutzen. Wer in die Sauna will, zahlt den Saunaaufschlag von 13 Euro. An der Hotelrezeption bekommst du eine Wellnesstasche mit Saunatuch für deinen Aufenthalt. Während das Schwimmbad vor allem etwas für sportlich Aktive ist, die ihre Bahnen drehen wollen, kann man im Saunabereich richtig die Seele baumeln lassen. Große Glasflächen, helle Ruheräume und moderne Saunen vom 40^C warmen Soleraum bis zur heißen finnischen Aufgusssauna bieten den perfekten Rahmen für ein paar entspannte Stunden.
Mehr zu Preisen und Öffnungszeiten hier.
Kulinarisches in Offenburg
Ich habe wunderbar im Wasser & Brot im Liberty zu Abend gegessen und kann das wirklich nur empfehlen: Faire Preise, kreative Küche, schönes Flair. Das Restaurant bietet zudem auch einen Mittagstisch an.
Für ein gesundes und schnelles Mittagessen kann ich das Immergrün empfehlen, wo ich mir einen leckeren Plant Power Wrap geholt habe. Nebenan in der Eisbox gibt es köstliches Eis. Es gibt zwar keine super ausgefallenen Sorten, aber mein Nuss-Nugat-Eis war super cremig und nussig. An Cafés und Restaurants verschiedener Art mangelt es in Offenburg nicht. Ich glaube, hier kann man ganz getrost auf seinen Bauch hören oder sich mittags in der Sonne auf dem Marktplatz Kaffee und Kuchen gönnen und dabei nicht viel falsch machen.
Nützliche Infos
Für die Anreise nach Offenburg kannst du ganz einfach den Zug über Mannheim oder Karlsruhe nehmen.
Offenburg ist nicht groß und das Wichtigste lässt sich in einem Tag sehen. Wer aber Lust auf einen Saunatag hat oder die Umgebung erkunden möchte, kann Offenburg wunderbar als Ausgangspunkt benutzen. Außerdem ist allein das Gefängnishotel Liberty Grund genug, mindestens für eine Nacht zu bleiben.
Städte in der Umgebung sind etwa Baden-Baden, Straßburg oder Freiburg. Der Schwarzwald lädt zu ausgedehnten Wanderungen ein und wer Lust auf die Erkundung einer Burgruine hat, kann der Ruine Schauenburg in Oberkirch einen Besuch abstatten.
*Offenlegung: Dieser Artikel ist in Kooperation mit der Stadt Offenburg entstanden. Das heißt: Die Übernachtung war für mich kostenlos, den Rest habe ich selbst gezahlt.
Wie sieht es bei dir aus? Wäre ein Gefängnishotel etwas für dich oder findest du den Gedanken zu eigenartig? Verrate es mir in den Kommentaren.
Ein weiteres Gefängnishotel, über das ich geschrieben habe, ist das Malmaison in der Burg und dem ehemaligen Gefängnis in Oxford.
