Die Mauern uralter Colleges, dazwischen kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster und Pubs aus dem Mittelalter. Oxford ist eine Stadt, in der man die Vergangenheit an jeder Ecke spürt. Eine Stadt also, die viel Potenzial als schaurig-schönes Reiseziel hat.
Vom Oxford Castle allerdings ist nicht mehr viel übrig. Um genau zu sein: ein Hügel und ein Turm. Das Gebäude wurde im 11. Jahrhundert errichtet, als Wilhelm der Eroberer den Bauauftrag gab. Im englischen Bürgerkrieg wurde der größte Teil der Burg zerstört und die restlichen Gebäude im 18. Jahrhundert als Stadtgefängnis genutzt. Der Ruf des Gefängnisses war legendär und nicht gerade aus positiven Gründen. Ungeziefer und Kälte sorgten für miserable Haftbedingungen, Krankheiten machten schnell die Runde. Auch in den Neubauten, die im 19. Jahrhundert ergänzt wurden, waren die Umstände fragwürdig. 1996 musste das Gefängnis dann schließlich geschlossen werden.
Die Gefangenen, die über die Jahrhunderte hinweg hier einsaßen, kamen aus allen Schichten – vom Hochadel bis zum kleinen Straßendieb. Bei einer Führung geht es in den Turm. Dabei erzählt eine Dame oder ein Herr aus dem Mittelalter mehr über die Zustände und teilt den aktuellen Tratsch. Man sieht ein Rad, an dem die Insassen arbeiten mussten, ohne, dass es einem Zweck gedient hätte, und alte Zellen. Ein kalter Schauer bleibt einem nicht erspart, wenn man sich vorstellt, auch nur eine Nacht hier verbringen zu müssen. Unter dem Turm geht es noch in eine Krypta, die bei Ausgrabungsarbeiten wiederentdeckt und von Häftlingen rekonstruiert wurde.
Malmaison-Hotel: Luxus-Gefängnis-Hotel
In den neuen Teilen des ehemaligen Gefängnisses geht es heute weitaus weniger gruselig zu. Wer ein paar Pfund übrig hat, bucht sich im Malmaison ein. In den einstigen Zellen kann man mittlerweile sehr komfortabel nächtigen. Die schweren Zellentüren und der Innenhof erinnern noch an die frühere Nutzung und eine Zelle wurde im ursprünglichen Zustand beibehalten. In den Räumen, in denen früher Hinrichtungen stattfanden, schläft aber niemand, hier sind heute Büros untergebracht. Wer nicht hier übernachtet, aber dennoch einen Blick hineinwerfen will, kann auch nett beim Concierge am Eingang fragen. Ich durfte ohne Probleme rein und auch Fotos machen.
Ob man in den luxuriösen Betten überhaupt gut schlafen kann, ist so eine Frage. Manche erzählen über rätselhafte Sichtungen. So soll etwa Mary Blandy, die ihren Vater vergiftete und daraufhin 1752 zum Tode verurteilt wurde, hier spuken. Unter den Geistern ist auch Prominenz: Kaiserin Mathilde, die ebenfalls hier ihr Unwesen trieben soll, wurde zum meistgesehenen Gespenst des Vereinigten Königreichs gekürt.
Ich habe zweieinhalb Jahre in Oxford gelebt und die Stadt fest ins Herz geschlossen. Ein Pint im Pub, durch das Ashmoleon Museum oder das Oxford University Museum of Natural History schlendern über die Port Meadow oder am Kanal spazieren … Ach ich vermisse Oxford. Hier findest du noch mehr Artikel über Oxford auf Bezirzt.
[…] Ein weiteres Gefängnishotel, über das ich geschrieben habe, ist das Malmaison in der Burg und dem ehemaligen Gefängnis in Oxford. […]