Betrachtet man die sandsteinfarbenen Häuser, die scheinbar an den Felsen kleben, hat man direkt das Bild eines Wespennests vor Augen. Schon in der Jungsteinzeit gruben Menschen Wohnhöhlen in den Felsen, man könnte also sagen, die die Geschichte der Menschen ist in Matera buchstäblich in Stein gemeißelt. „Sassi“, was so viel wie „Stein“ bedeutet nennt man die Altstadt von Matera, das rund 200 km östlich von Neapel liegt und kein anderer Name wäre passender.
Die Römer gründeten auf den Grundmauern der alten Siedlungen eine Stadt, die wiederum einige Jahrhunderte später von den Sarazenen zerstört und unter normannischer Herrschaft zum Königssitz wurde. Über die Jahrhunderte entstanden rund 3000 Wohnungen, dazu 160 Kirchen, unzählige Plätze und noch mehr Treppen, die auf labyrinthartigen Wegen kreuz und quer durch die Stadt führen.
Als die Sassi in der neueren Geschichte langsam aber sicher zu klein wurden, entstand der moderne Teil Materas. In den Sassi blieben die zurück, die sich eine Wohnung in der Neustadt nicht leisten konnten. Wer hier lebte, musste ohne Strom, ohne fließend Wasser und unter miserablen hygienischen Umständen seinen Alltag bestreiten. In den 50er-Jahren machte Matera vor allem negative Schlagzeilen. Die Altstadt geriet als Slum Italiens in Verruf und schließlich entschied man sich die Notbremse zu ziehen und die Sassi wurden geräumt, die Bewohner in Sozialwohnungen der Neustadt umgesiedelt. Für die Sassi bedeutete dies der endgültige Verfall und die Altstadt wurde zur Geisterstadt.
Neue Hoffnung entfachte in den 80er-Jahren als man die Möglichkeit erkannte, die Sassi touristisch zu nutzen. Unter dem Einsatz von Geld und Tatkraft wurden die Höhlen restauriert und die Sassi schließlich zum Weltkulturerbe ernannt. Die Einzigartigkeit der Höhlenstadt machte sich auch Mel Gibson zu nutze, der hier die Kreuzigungsszenen von „Passion Christi“ drehte, denn wo sonst sieht es quasi noch genauso aus wie vor 2000 Jahren? Im Jahr 2019 war Matera Europäische Kulturhauptstadt, als dann noch James Bond in „Keine Zeit zu sterben“ mit seinem Wagen durch die engen Gassen der Stadt raste, war Matera auch einem Millionenpublikum ein Begriff.
Hoch über der Stadt ganz in der Nähe der Kirche Santa Maria de Idris steht man auf dem alten Friedhof Cimitero Barbarico udn schaut über die karge Schlucht. Wer hier steht steht, fühlt sich wie wahrlich wie ins Jerusalem zu Jesu Zeiten zurückversetzt.
Unterirdisch: Schaurig-schöne Orte in Matera
Wie wohnt man eingegraben in der Erde? In der Casa Grotta nei Sassi kann man sich eine Höhlenwohnung anschauen, wie man sie für Jahrhunderte nutze. Feuerstelle, Stall, Keller und Schlafstätte liegen direkt nebeneinander. Wer sich von dem irgendwie unheimlichen Gedanken löst, dass er quasi in der Erde befindet, kann feststellen, dass es eigentlich auch irgendwie gemütlich ist. Zumindest heute, denn damals waren die Lebensumstände sicher schwierig. Für einen kurzen Zeitraum kann in das Lebensgefühl, wenn man in einer Wohnhöhle übernachtet. Der Großteil der Wohnungen wird mittlerweile touristisch genutzt. Die Bandbreite reicht von einfachen Ferienwohnungen bis hin zu Luxushotels.
Noch etwas tiefer unter die Erde geht es im Rahmen einer Führung in der Zisterne Palombaro Lungo am Piazza Vittorio Veneto. Die riesige Wasserzisterne wurde im 16. Jahrhundert angelegt und fasst 5 Millionen Liter Wasser. Ein faszinierendes und Gefühl, in dieser unterirdischen Kathedrale unterwegs zu sein, in die kein Lichtstrahl mehr kommt.
Anreise
Der nächste Flughafen liegt in Bari. Von hier kommt man einfach mit dem Bus, zum Beispiel Flixbus, oder Mietwagen in gut einer Stunde nach Matera.
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