Als um 1800 die Bevölkerung in London rasant angestiegen war, platzen nicht nur die Wohnungen, sondern auch die Friedhöfe aus allen Nähten. Man musste, um alle Verstorbenen unterbringen zu können, also eine Reihe neuer Begräbnisstätten errichten. In dieser Zeit entstanden die sogenannten „The Magnificent Seven“. Einer davon war der Highgate Cemetery im heutigen Stadtteil Camden. Der Gottesacker auf dem Hügel mit Blick über die Stadt entwickelte sich in den folgenden Jahren zum Friedhof für gutbetuchte und berühmte Bürger des viktorianischen Londons. Imposante Mausoleen, elegante Skulpturen und repräsentative Grabsteine prägen noch heute den Highgate Cemetery. Zu den bekanntesten Grabstätten gehört das monumentale Grab von Karl Marx oder die letzte Ruhestätte von Autor Michael Douglas, der „Per Anhalter durch die Galaxis“ geschrieben hat. Ihm zu Ehren lassen Fans an seinem Grab Stifte zurück.
Friedhof der Vampire
Nachdem der Friedhof vor allem bei den Reichen beliebt gewesen war, verfällt der Friedhof mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges zusehends. 1960 muss der Friedhofsbetreiber sogar Bankrott anmelden und der Friedhof verwandelt sich von einem pompösen Begräbnisort in Richtung verlassen und schaurig. Kein Wunder, dass da so manchen die Fantasie durchgeht. Der Höhepunkt einiger seltsamen Ereignisse findet 1970 statt, als der Friedhof zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Immer wieder berichten Menschen von übernatürlichen Geschehnissen auf dem Highgate Cemetery und es macht sich das Gerücht breit, Vampire würden den gesegneten Boden unsicher machen. Befeuert werden die Theorien vor allem von zwei Männern, David Farrant und Sean Manchester, die in den Medien von angeblichen Vampirsichtungen berichten. Die Männer ernennen sich selbst zu Vampirjägern und entfachen einen regelrechten Vampir-Hype. Immer mehr Schaulustige strömen auf den Highgate Cemetery. An einem Freitag, den 13. fanden sich rund 100 Leute ein, um gemeinsam auf Vampirjagd zu gehen. Gräber werden geschändet, Leichen ausgegraben, angeblich geköpft und gepfählt und Feuer gelegt. Die Polizei muss einschreiten und den Mob unter Kontrolle bringen. 1974 geht Farrant für die „Beschädigung von Gedenkstätten und Störung der Grabruhe” ins Gefängnis.
Mittlerweile sind es keine Vampirjäger, sondern Touristen, die den Friedhof bevölkern. Besonders atmosphärisch und beliebt ist der Gang durch die „Egyptian Avenue“ zu den Mausoleen, dem sogenannten „Circle of Lebanon“, der Inspiration für Bram Stokers „Dracula“-Roman gewesen sein soll. Gruselig wurde es in den letzten Jahren vor allem in Filmen, denn der Friedhof ist immer wieder Drehort, etwa für den Blockbuster „Fantastische Tierwesen“.
Infos
Der Highgate Cemetery ist von März bis Oktober täglich von 10 – 17 Uhr geöffnet, im Winter bis 16 Uhr. Tickets kosten regulär 10 Pfund und können online oder vor Ort (nur Kartenzahlung) gekauft werden. Wer nur den Ostteil mit dem Grab von Marx und Douglas besuchen will, zahlt nur 4,50 Pfund.
Mit der Metro fährt man mit der Northern Line bis zur Station Archway und läuft dann zu Fuß bis zum Eingang.
[…] abgetrennten Bereich des parkähnlich angelegten Waldbachfriedhofs. Der heute noch heute bestehende jüdische Friedhof ist nicht der älteste, schon im 17. Jahrhundert gab es einen jüdischen Friedhof auf dem Gebiet […]